Gedanken beobachten

Angst entsteht also nicht nur als Folge von körperlichen Belastungen, sondern auch aus der automatischen und negativen Interpretation und Bewertung dieser. Diese verzerrte und zumeist falsche Interpretation fördert die Anspannung, produziert neue, sorgenvolle Gedanken und kann im Verlauf selbst neue Ängste produzieren.

Nie wieder möchte ich diese Situation erleben! – Habe ich wirkliche eine Krankheit? Was wäre, wenn der Doktor etwas übersehen hat?

Dabei neigen Menschen zu der Tendenz, sich mit ihren Gedanken zu identifizieren und sie in ihren Köpfen zu „der gültigen Wahrheit“ zu machen. Wenn sie sich jedoch auf solch starke Weise an diese Gedanken binden lassen, ist es leicht zu erkennen, warum sich Gedanken häufig sehr mächtig und intensiv anfühlen.

Die Wahrheit ist jedoch: Es sind nur Gedanken, keine Tatsachen. Wobei es falsch wäre, den emotionale Einfluss von Gedanken oder die dahinter liegenden, faktischen Informationen zu verneinen. Sie bestimmen, wie mächtig Gedanken werden dürfen – es sind schließlich nur Bilder und Worte, die durch Ihren Verstand wabern. Sie geben den jeweiligen Sinn selber.

Verschwenden Sie keine Energie, unangenehme Gedanken und Gefühle zu unterdrücken, sondern registrieren Sie sie und räumen Ihnen ein Existenzrecht ein, bis sie von alleine verschwinden. Es erlaubt Ihnen zudem, einen Blick von außen auf das Gedachte zu werden und sich so aus der oben beschriebenen Verschmelzung mit all ihren negativen Folgen zu befreien.

Ob Sie wirkliche eine Krankheit haben oder nicht, können Sie getrost als sorgenvollen Gedanken abtun. Die eigentliche Botschaft, eine Handlung in Form einer ärztlichen Kontrolle zu bewirken, dürfen Sie allerdings jederzeit selber in Form einer Entscheidung treffen und den Gedanken als bloßes Geplapper Ihres ängstlichen Verstandes abtun.

Im Umkehrschluss heißt dies also nicht, dass aus jedem Gedanken zwangsläufig eine Handlung abgeleitet werden muss. Viel mehr können Sie beängstigende und mächtige Gedanken, die unseren Verstand blockieren und sich nicht abschütteln lassen, mit Hilfe von Methoden der Akzeptanz (STOP-Methode gegen Gedanken), Achtsamkeit (wird im Kapitel Achtsamkeit und Selbstwertgefühl vorgestellt) und Problemlösungsstrategien zu begegnen und im Anschluss zu handeln.

Sie können also jederzeit die Entscheidung treffen, ob Sie Ihren negativen und sorgenvollen Gedanken Glauben schenken und sich mit ihnen Identifizieren.