Was im Körper passiert

Empfinden wir Angst, hat das Gehirn eine Gefahr erkennt und es muss schnell gehen.

Im mittleren Teil unseres Gehirns sitzt die sogenannte Amygdala (Mandelkern), die eine wichtige Rolle bei der emotionalen Bewertung von Gefahren spielt und für die Wiedererkennung von Situationen sowie der Analyse möglicher Gefahren sorgt.

Stellen Sie sie sich die Amygdala wie eine Art Alarmanlage im Hause vor. Ein Einbrecher, der nachts ein Fenster aufhebelt, um in das Haus zu steigen, wird anhand seiner Bewegung von dem Bewegungsmelder der Alarmanlage erkannt und es wird Alarm ausgelöst.

Das Gehirn bei Angst

Die Amygdala reagiert ähnlich wie ein Bewegungsmelder. Zum Beispiel ein Hitzestau, der in Ihnen beim Betreten eines Fahrstuhls ein schwindeliges Gefühl auslöst, wird von der Amygdala als gefährliche Körperempfindung registriert. Die Amygdala versucht daraufhin, diese Situation zu erkennen und stuft den Schwindel aufgrund bisheriger Erfahrungen als gefährlich ein.

Die Amygdala reagiert nun sehr schnell, löst unser körpereigenes Angstprogramm aus und informiert weitere Hirnregionen. Bisher werden diese Prozesse ohne den bewussten Verstand, automatisch und sehr schnell ausgeführt – geht es dabei möglicherweise um Leben oder Tod. Mittels ausgeschütteter Hormone wie Adrenalin oder Cortisol wird das vegetative Nervensystem aktiviert, welches den unbewussten inneren Betrieb des Körpers regelt.

Was im Körper passiert

Der Sympathikus lässt bei Gefahr das Herz pumpen, der Blutdruck erhöht sich und die Muskeln spannen sich an, es werden unwichtige Funktionen des Körpers abgeschaltet. Ihr Körper lässt Sie plötzlich übermenschliche Kräfte entwickeln, damit Sie schnell kämpfen oder fliehen zu können.

Zeitgleich verfällt der Körper in einen kurzen Schockzustand, umgangs­sprachlich bekannt als Schrecksekunde, in der die Gefahrensituation genauer und vom bewussten Verstand hin analysiert wird. Diese Analyse erfolgt bewusst, aber deutlich langsamer durch den sog. präfrontalen Cortex, ein Teil der Großhirnrinde.

Während dieser Analyse hat die Amygdala mit Hilfe des Unterbewusstsein, das bis zu tausendfach schneller als der bewusste Verstand arbeitet, die vermein­tliche Gefahr aber längst erkannt, gehandelt und das Angstprogramm ausgelöst.

Während die Amygdala nun also bereits reagiert, das Angstprogramm ausgelöst hat und es zu einer Kampf-oder-Flucht-Situation gekommen ist, kann der präfrontale Cortex der Amygdala erst deutlich später nach der feineren und bewussten Analyse mitteilen, dass doch keine Gefahr besteht oder die Gefahr gebannt ist.

Nachdem Sie den Fahrstuhl betreten hatten und durch die schwindelige Körperempfindung zunächst das Angstprogramm ausgelöst wurde, stellt Ihr bewusster Verstand schnell fest, dass es sich nur um überhöhte Temperaturen handelte an die der Körper sich schnell gewöhnte und keine Ohnmacht folgte. Das Angstprogramm wird also beendet und wieder aufgelöst.

Im Falle der Alarmanlage unterscheidet es beim Auslösen eines Alarmes zunächst auch nicht zwischen einem Einbrecher oder dem pubertierenden Junior, der nachts spät von einer Party nach Hause kommt. Erst nach Ihrer bewussten Bewertung der Situation entscheiden Sie, ob die Situation ungefährlich war und der Alarm deaktiviert wird. Die Sirene ist aber bereits aktiv.

Der Parasympathikus bremst also, vereinfacht gesagt, nachdem der Fehlalarm erkannt wurde, Ihren Kreislauf ab. Das Herz schlägt wieder normal. Das Angstprogramm wird beendet.