Schritt 1 – Akzeptanz

Sicherlich haben Sie bereits umfangreich versucht, die Angst zu reduzieren und zu kontrollieren. Sie können sich dies wie ein Tauziehen mit der Angst vorstellen, bei dem beide Seiten versuchen, einander in den dazwischen liegenden Graben zu ziehen. Sie versuchen, Ihre Angst als Gegenpart auf der anderen Seite des Seils in den Graben zu ziehen. Aber egal wie stark Sie ziehen, die Angst wird sich ihren Raumgewinn in Momenten Ihrer Schwäche zurückholen und Sie stehen erneut am Anfang. Also was tun Sie, um dem Graben zum entkommen? Warum lassen Sie nicht einfach das Seil los und gehen in die entgegengesetzte Richtung?

Grundsätzlich ist es daher am besten, seine Gefühl weder zu unterdrücken oder zu kontrollieren, noch seine Emotionen auszuhebeln und sich von diesen krampfhaft distanzieren zu wollen. Auch wenn es zunächst verständlich erscheint, dass Menschen mit ständig anhaltenden Panik- und Angstgefühlen versuchen, Ihre unangenehmen Gefühle zu kontrollieren, so bewirkt diese Kontrolle, dass potentiell jedes Gefühl als Gefahr angesehen wird. Gefahr = Angst, der Kreislauf setzt sich fort.

Der Zentrale Aspekt dieser Methode und des Trainings in der Befreiung von Ängsten bildet daher konträr zum Kontrollversuch die Akzeptanz.

Akzeptieren ist eine Haltung der Offenheit, Gegenwartsorientierung, des Mitgefühl, der Güte und Bereitschaft in Bezug auf die eigenen Erfahrungen.

Was heißt das? Akzeptieren Sie mit einer offenen Art in Zukunft ängstliche Gefühle, fühlen Sie sich wohl in Ihrer aktuellen Lage und Sie werden eine weitere, mentale Reibung mit der Angst vermeiden.

Ihr Nervensystem wird die Chance nutzen und das Angstprogramm regulär beenden und wieder herunterzufahren.

Konzentrieren Sie sich immer auf das Hier und Jetzt und nicht weiter auf ängstliche Empfindungen oder Gedanken. Hierbei spielt die Akzeptanz einen Gegenpart zu Ihren bisherigen Vermeidungs- und Kontrollstrategien, indem Sie die Angst bewusst, offen, flexibel und urteilsfrei annehmen und die Empfindungen nicht weiter vermeiden. Sie sind sicher. Die Angst wird Ihnen keinen Schaden zufügen.

Hinweis: Die Theorie der Akzeptanz bildet einen der sechs Pfeiler der Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT).

Sie können also beruhigt bisherige Wiederstände aufgeben: Ihre Angst wird sowie immer Ihre persönliche Schwachstelle finden und in Momenten, in denen Ihre Anspannung durch Stress, Dauerbelastung oder eine Krankheit erhöht ist, wiederkommen oder in Form von neuen Symptomen oder Gefühlen wieder den Weg in Ihren Kopf finden.

Ich akzeptiere diese ängstlichen Gefühle!

Ich akzeptiere diesen ängstlichen Gedanken! Es ist ja nur ein Gedanke. Keine Tatsache!

Schwimmen Sie also stattdessen auf der Welle der Angst und tauchen Sie symbolisch auch einmal unter und dann wieder kräftig auf und vertrauen Sie, dass Alles nur zu Ihrem Schutz abläuft. Sie müssen nicht die Kontrolle über die aktuelle Situation erlangen oder mit aller Kraft einen ruhigeren Zustand herbeiwünschen – Sie sind sicher!

Muss ich mich der Angst ergeben?

Akzeptanz bedeutet nicht, Handlungen und Ereignissen zuzustimmen oder sich aufzugeben, zu resignieren. Es heißt viel mehr, die Bereitschaft zu entwickeln, im Moment mit den aktuellen Beschwerden zu leben, während man sich zugleich aktiv und mit Absicht entscheidet, das eigene Handeln anhand seiner persönlichen Werte auszurichten.

Was heißt das? – Ein Beispiel

Akzeptanz ist wie ein morgendliches Duschbad, bei dem Sie feststellen, dass es kein heißes Wasser gibt. Nur Kaltes! Brrrr – wie ungemütlich. Sie sind zwar total verschwitzt, riechen, aber warum diese Quälerei auf sich nehmen? Das kalte Duschwasser ertragen und danach frieren? Besser nicht. So sehr riechen sie ja nicht.

Aber heute ist ja ein wichtiger Tag, an dem Sie einen wichtigen Termin mit ihrem besten Freund haben. Ist es das nicht wert, die kurze Qual des kalten Wassers zu ertragen? Sie stellen also die Dusche an und nehmen die kurze Dusche auf sich, weil es Ihnen wichtig ist, dass Sie heute gut in Form sind.

Sie erkennen, dass häufig die Einstellung der Schlüssel zum Erfolg ist. Warum also nicht einmal unangenehme Gefühle akzeptieren, um den eigenen Erfolg, das eigene Lebensziel zu erreichen? Lassen Sie also zum Beispiel die Ihnen früher gefährlich vorkommenden Empfindungen zu und Ihren Parasympathikus nach erfolgter Falschmeldung der Gefahrensituation Ihren Körper wieder herunterfahren. Sie werden merken, dass die Welle der Angst schnell vergeht und sich am Ende wie ein großer Schluck starken Kaffees anfühlt.

Viele Betroffenen geben der Angst auch ein komikhaftes Bild, verharmlosen diese, lassen sie überspitzt und witzig aussehen, sodass die Präsenz der Angst Ihnen sogar ein Lächeln abgewinnt.

Werden Sie der Beobachter

Das gesamte Geheimnis dieses Schrittes besteht also darin, Ihre Wahrnehmung von Ängsten und Empfindungen von einer negativen Haltung, die einer Kontrolle bedarf, in eine neutrale, beobachtende, wissende und akzeptierende Haltung zu verändern. Sie sind der Beobachter, der Schiedsrichter beim Tennis, der dem Geschehen beiwohnt und jederzeit entscheiden darf. Entscheidend ist also die Wahrnehmung Ihrer Empfindungen selbst, nicht das eigentliche Gefühl oder die Emotion, die hinter der Empfindung steckten. Lassen Sie Angst wieder eine Ansammlung von Empfindungen, Gefühlen, Gedanken, Worten und Bildern sein.

Was auch immer Sie unternehmen, um die Angst zu akzeptieren – diese auf den ersten Blick groteske Aussage wird funktionieren und Sie dürfen die Angst als Ihren persönlichen Freund und Helfer willkommen heißen. Natürlich ist mir bewusst, dass es Sie – wie auch mir damals – sehr viel Überwindung und Vertrauen kosten wird.

Ihre Ängste werden vergehen, wenn Ihr Vertrauen in eine Situation steigt und Sie Ihren inneren Wiederstand aufgeben.