Die Angst-vor-der-Angst

Oh ist das heiß hier im Fahrstuhl, mir wird total schwindelig. Die Atmung beschleunigt sich plötzlich. Oh Hilfe, ich werde ohnmächtig. Wie komme ich hier nur raus?

Ihre damaligen Symptome, das rasende Herz und die beschleunigte Atmung, die in einer Panikattacke eskalierten, wurden von Ihrem Gehirn zusammen mit seinem Kontext, also zum Beispiel dem Ort oder der Art, wie die Attacke entstand, gelernt.

Der ehemals neutrale Ort, in unserem Beispiel der Fahrstuhl, wurde von unserem Gehirn mit dem Etikett höchst gefährlich abgespeichert. Leider neigt unser Gehirn zum Generalisieren und speichert nicht nur den Kontext Fahrstuhl ab, sondern auch enger Raum als Platzhalter für alle möglichen engen Räume wie bspw. öffentliche Verkehrsmittel. Auch dort könnte ja eine Gefahr lauern.

Diese damalige, Ihrem Empfinden nach sehr lebensbedrohlich wirkende, Situation wurde sogar besonders schnell zugänglich gespeichert, also besonders gut vernetzt, damit bei ähnlichen Situationen Ihr Gehirn die Informationen besonders schnell für einen neuen Vergleich abrufen kann und Sie nicht erneut um Ihr Überleben kämpfen müssen.

Ihr Gehirn und Ihre Amygdala erinnern Sie fortan im Fahrstuhl oder engen Räumen an eine eventuelle, weitere Gefahr oder lösen das Angstprogramm aus. Sie sind alarmbereit, unentspannt oder Sie vermeiden die Situation und gehen sogar nicht mehr los. Sie haben den persönlichen Glaubenssatz entwickelt, dass weitere Panikattacken folgen könnten, wenn Sie erneut in eine ähnliche Situation kommen.

Die Vermeidung stellt aber eine klassische Falle dar: Kurzfristig wird es durch die Flucht oder Vermeidung einer Situation zu einer deutlichen Verbesserung Ihrer Lage kommen. Auf lange Sicht hin werden Sie aber nicht lernen, wie Sie diese Situationen bewältigen können, Ihr Selbstvertrauen schwindet und die Angst breitet sich langsam auf immer mehr neutral besetzte Situationen aus.

Schließlich kann es durch die reine Angst vor weiteren Attacken zur Entwicklung einer sogenannten Angst-vor-der-Angst kommen, also einer Furcht davor, früher alltägliche Dinge zu unternehmen, wie Einkaufen oder ins Kino gehen, in den Urlaub fahren oder sich mit Freunden und Familie treffen. Die Furcht, auch in eigentlich neutralen Situationen eine Panikattacke zu bekommen, nährt somit bereits die Angst vor Ihrer eigentlichen Angst.